Ein Mann muss tun, was er tun muss. Und eine Frau wird ihm sagen, was das ist.
Barbara
In der heutigen Gesellschaft, in der so vieles möglich scheint und teils auch ist, in der die Gleichberechtigung gesetzlich als Quote geregelt wird, in der Frauen Ingenieurinnen, Astronautinnen, Wissenschaftlerinnen, Managerinnen, oder Regierungschefinnen werden, in der es für Frauen so viel einfacher scheint als es noch vor 50 Jahren war – genau in dieser Gesellschaft werden viele Dinge wieder ungeahnt kompliziert. Während die Einen Quoten generell als Mittel der Ungerechtigkeit sehen, manche sich schon im Genderwahn wähnen, verheddern wir uns in einer schier endlos wirkenden Debatte über Gleichberechtigung. Ein Text zum Weltfrauentag am 08. März.
Diese Gleichberechtigung, für die viele Frauen vor Jahrzehnten auf die Barrikaden gestiegen sind und wie Löwinnen gekämpft haben, dieses so einfach zu verstehende und dennoch so kompliziert unzusetzende Gebilde, scheint irgendwie wieder aus der Mode zu kommen. Obwohl eine wirkliche Gleichberechtigung in der Gesellschaft noch immer nicht real existiert, scheint sie heutzutage gar nicht mal mehr so wichtig, so wertvoll zu sein.
Und das, obwohl die Gleichstellung von Frau und Mann im Grunde eine große Bereicherung für die Geselschaft bedeutet. Sie bedeutet, dass jeder und jede die gleichen Chancen, die gleichen Wahlmöglichkeiten, schlicht den gleichen Freiheitsgrad hat, sein Leben nach seinem Sinn zu gestalten.
Aber wenn schon nicht gesellschaftsweit, dann doch wenigstens im Kleinen, im Persönlichen, in der Familie – oder? Ich traue mich zu behaupten, dass ich in einer wahnsinnig fortschrittlichen Beziehung und Familie lebe. Wir teilen uns den Haushalt, jeder geht gleich viele Stunden arbeiten und bringt in etwa gleich viel Geld nach Hause. Jeder muss mal das Klo putzen oder darf sich auch mal vom Anderen verwöhnen lassen. Wir sind beide der festen Überzeugung, dass Gleichberechtigung ein Fundament einer gut funktionierenden Beziehung ist. Und ich bin auch überzeugt, dass das mittlerweile in vielen, wenn auch leider nicht allen Beziehungen der Fall ist.
Und dennoch gibt es immer wieder diese feinen unabsichtlichen Nuancen, die kleine unbewussten Nadelstiche, die einem immer wieder vor Augen führen, dass die vollständige Gleichberechtigung auch im kleinen, privaten Raum, indem sich zwei Menschen entschließen gleichberechtigt zusammenzuleben noch nicht wirklich existiert. Insbesondere, wenn sich diese Beiden entschließen eine Familie zu gründen. Ganz natürlich und biologisch verändert eine Schwangerschaft den Körper, den Hormonhaushalt und beeinflusst die Gedanken der Frau. Dass Er da mit durch muss ist eh klar, aber dennoch wird kein Mann je ein Kind austragen oder gebären. Die Bindung, die Mutter und Kind dadurch ganz natürlich haben, gibt auch die Rollenverteilung nach der Geburt weitgehend vor. Die Mutter bleibt stillend daheim und kümmert sich um das Kind, der Vater geht (sofern er den Vater-Monat nicht in Anspruch nehmen kann/will) arbeiten. Das lässt auch immer wieder die fast ketzerisch wirkende Frage aufkommen: Kann es ganzheitliche, vollständige Gleichberechtigung überhaupt geben? Oder gibt es hier natürliche, unüberwindbare Grenzen, die man (frau) einfach akzeptieren muss?
Die meisten Männer sind froh, dass nach der Geburt erst mal die Frau für das Kind zuständig ist. Auch weil sie oft mit der Situation überfordert sind, während frau fast instiktiv handelt, damit es dem Nachwuchs gut geht. Und obwohl Babys diese Nähe zur Mutter brauchen, ist es eine schlechte Idee die Verantwortung als Vater in diesem Moment zu abzugeben. Denn die vorher oft hochgelobte Gleichberechtigung geht so heimlich, still und leise den Bach runter und wichtige Bindungsmomente für den Vater verloren.
Zusätzlich kommen mit dem neuen Lebensabschnitt auch noch modrig riechende alte Rollenbilder hervor. Und so ist es für Frau plötzlich viel schwieriger ihren Karriereplan umzusetzen, denn von nun an hat sie eine liebevoll stillende Mutter zu sein. Und wenn sie schon einmal ein Kind geboren hat, kommt doch sicher bald noch eines, oder? Stillschweigend geht unsere Gesellschaft in diesem Gleichklang, und davon abweichende Frauen werden oft komisch beäugt. Und ja gerade am Anfang, wenn frau hormonell noch so richtig gebeutelt ist, fügt man sich diesem Wunder nur allzu gern. Aber die Realität kommt irgendwann und verschiedene Fragen brechen über einen herein: Elternzeit nur für die Frau oder für Beide? Schließlich verdient der Mann ja mehr, also kann er keinesfalls länger aus dem Job treten. Und Frau kann ja nicht wieder Vollzeit arbeiten, denn der Mann schafft das mit Kind und Haushalt ja gar nicht.
Umgekehrt werden auch Väter, die die Kinderbetreuungszeit voll in Anspruch nehmen, sich Pflegeurlaub nehmen, oder Elternteilzeit nehmen von der Gesellschaft wie ein Alien beäugt.
Was, soo lange warst Du mit dem Kind zuhause? Und deine Frau? Die war arbeiten? Wir könnten das nicht. Das muss man sich aber auch leisten können.
Väter die mit Baby im Kinderwagen oder gar in der Bauchtrage Einkaufen gehen, oder am Spielplatz spielen sind zwar nicht mehr die absolute Ausnahme, aber werden aber dennoch verwundert angeschaut. Dabei sollte das ganz normal sein. Gleichberechtigt. Wie die Mutter, die ihr Kind im Supermarkt in der Trage hat oder im Kinderwagen mitschiebt.
Durch das mächtige gesellschaftliche Rollenverständnis, das noch immer die arbeitende Rabenmutter und den familienerhaltenden Schwerverdiener als Stereotypen für sich beansprucht, ist es manchmal schwer für sich selber daraus einen Ausweg zu finden. Und das trotz Partnerschaftsbonus, Papamonat und Kinderbetreuungsangeboten.
Dabei ist der Aspekt nur einer von vielen Ungleichheiten von Mann und Frau in der Gesellschaft. In einer Gesellschaft die sich so fortschrittlich und emanzipiert wägt, dass man sich lieber zurücklehnt und sagt: „Ist doch schon einiges passiert, passt schon.“, anstatt die Gleichberechtigung wirklich zu leben.
Es gibt noch viel zu tun, also bekommt euren Arsch hoch und kämpft für die Gleichberechtigung. Im Großen. Oder im Kleinen. Privat. oder Öffentlich. Aber kämpft!
Dies ist eine persönliche Bemerkung zum Thema. Konstruktive Kritik und Bemerkungen sind durchaus erwünscht, genauso wie Respekt und Akzeptanz. Aber wir sind natürlich neugierig:
Was ist eure Meinung zu Gleichberechtigung? Was läuft eurer Meinung nach schief, was gut? Was geht euch am meisten gegen den Strich? Was würdet ihr euch wünschen?
WEITERE INTERESSANTE Themen für Dich:
- Abenteuer Elternzeit 2021
- Kinder. Ein Plädoyer.
- Plötzlich Großfamilie: Das Abenteuer zu fünft…
- Bewährte Hausmittel bei Erkältungskrankheiten für Babys und Kinder
- Bäuchleinöl und Massagetipps gegen Babys Bauchweh
- Babytrage oder Kraxe? Oder: Wie kommt man mit Kind am besten auf den Berg?
- Warum Outdoor-Abenteuer mit (Klein-) Kind?
LASS UNS KONTAKT HALTEN!
Folge uns auf Facebook, Instagram und Pinterest und bekomme immer aktuelle Updates, neueste Bilder und Storys.
4 Kommentare
Dieser Blog-Eintrag spricht mir so aus der Seele! Ich bekomme in Kürze mein erstes Kind und mein Mann und ich möchten das so leben wie ihr beschreibt und werden mit Hürden und komischen Kommentaren konfrontiert! Das ist so unendlich traurig und frustrierend. Ich denke, ich bin ein sehr toleranter Mensch und kann verschiedene Meinungen akzeptieren, aber bei diesem Thema reagiere ich immer sehr frustriert und fast wütend.
Als mein Mann (Software-Branche) mal anmerkte, dass er auch plant in Karenz zu gehen hieß es gleich: „Aber nicht zu lange! Länger als 3 Monate wären schlecht!“. Das war für ihn wie ein Schlag ins Gesicht. Für mich auch, denn diese Aussage impliziert ja auch „Soll doch deine Frau gehen! Deren Job ist sicher nicht so viel Wert wie deiner!“. Und man stelle sich mal vor, man sagt zu einer Frau, dass sie nicht länger als 3 Monate in Karenz gehen soll! Völlig undenkbar!
Dabei geht Sexismus doch meistens in beide Richtungen gleichzeitig. Ich denke Männer wie Frauen, die partnerschaftlich eingestellt sind, möchten doch beide nicht in eine solche veraltete und einseitige Schublade gesteckt werden.
Hallo Claudia,
Vielen Dank für deinen Beitrag. Wir selbst hatten bisher meistens Glück (speziell was die Toleranz ggü.unseren Karenzplänen anging), aber einige unserer Freunde mussten so manchen sexistischen Kommentar aushalten. Uns hilft außerdem, dass wir für uns als Familie gut definiert haben, wie wir Gleichberechtigung leben wollen – so muss keiner die Hürden alleine bezwingen. Lasst euch nicht unterkriegen von den Ewiggestrigen und lebt die Gleichberechtigung in eurer Familie so es für euch richtig ist. Und am wichtigsten: Genießt die Zeit als junge Familie. Wir wünschen euch nur das Beste 🙂
Es ist so wahr was ihr schreibt. Ich würd auch sagen, wir leben in einem gleichberechtigen Haushalt (zumindest wenns um die Hausarbeit geht ?). Aber tatsächlich ist bei uns der Einkommensunterschied derartig gross, dass ich dadurch in die klassische Rolle drängt worden bin. Und ja das stillen…. das können Männer halt auch nicht. Überhaupt verändert sich dann nochmal so vieles wenn man plötzlich Zwei hat und ich bin tatsächlich ganz froh daheim sein zu können. Die Zeit geht auch vorbei – irgendwann ändert sich das wieder.
Ich versteh dich sehr gut, ich war auch total froh, dass ich nicht sofort wieder zurück zur Arbeit musste, allerdings macht sich das halt zB bei den Pensionszeiten sehr wohl bemerkbar. Leider wird Kindererziehung in Österreich nicht als Arbeit anerkannt.